OTMR - Konferenz & Barcamp 2019 | Recap

Begrüßung zu OTMR - Konferenz & Barcamp 2019
Begrüßung zu OTMR - Konferenz & Barcamp 2019

Das war die sechste von Spirit Legal ausgerichtete OTMR – und auch dieses Mal haben wir uns etwas einfallen lassen: nur eine aber dafür internationale Keynote mit der Digital Rights Aktivistin Glacier Kwong aus Hong Kong, den Sessionanteil angehoben und damit den Barcamp-Charakter gestärkt. Nonchalant haben Sabine Fuhrmann und Peter Hense durch das Programm geführt und dafür gesorgt, dass der Tag zu einem professionellem aber auch familiären Wissens- und Netzwerkfest wurde.

 

Keynote Speakerin Glacier Kwong: „We need a new framework for personal data“

Glacier Kwong während der Keynote zu OTMR - Konferenz & Barcamp 2019
Glacier Kwong während der Keynote zu OTMR - Konferenz & Barcamp 2019

"Den emotionalen Kick-Off zur Veranstaltung gab Glacier Kwong, Bürgerrechtlerin und Aktivistin für digitale Rechte aus Hong Kong mit ihrer Keynote. Die 23-jährige Studentin von der Universität Hamburg kämpft seit Jahren für die Einhaltung von grundlegenden Menschen- und Verfahrensrechten sowie das Recht auf Privatsphäre in ihrer Heimat. Diese sieht sie in Hong Kong durch den „zunehmenden Einfluss der chinesischen Zentralregierung in Gefahr“. In ihrer einstündigen Rede erklärte sie unter anderem den „Social Score“, der bereits in vielen chinesischen Städten eingeführt ist: Durch die permanente Überwachung aller Aspekte des täglichen Lebens entscheidet ein digitales System darüber, welche sozialen und gesellschaftliche Aufstiegschancen ein Mensch hat, jeder Bürger kommt einen Wert zugeordnet."

Schreibt Frank Schmiedel in der LVZ.

 

OTMR Barcamp Sessionplan 2019

Sessionplan 2019 OTMR
Sessionplan 2019 OTMR

Während in dem einen Raum die Keynote läuft, wird indes am Sessionplan gearbeitet, der den weiteren Tag strukturiert. Knapp 100 Mittelständler, Geschäftsführerinnen und Selbständige haben dieses Jahr an „OTMR – Konferenz & Barcamp“ teilgenommen. Sie müssen sich nach der Keynote entscheiden, zu welchem Vortrag sie gehen wollen. Das ist nie einfach, schließlich laufen immer drei Sessions parallel.

 

Axel Stein: Seenotrettung, zukünftige Projekte & juristische Widrigkeiten

Axel Stein bei der OTMR 2019
Axel Stein bei OTMR 2019

In einer informativen und emotional aufwühlenden Session, berichtete Axel Stein von Mission Lifeline über die Gefahren, die sich seine Crews bei ihren Missionen ausgesetzt sehen: Ihre Schiffe wurden unter anderem als Beweismittel auf Malta beschlagnahmt, da sie keinen sicheren Hafen erhalten hatten und durch Sturm gezwungen waren, ohne Erlaubnis in Italien anzulegen; sie wurden beschossen und sie retten unter teils widrigsten Umständen Menschen auf See, die auf abenteuerlich selbst gebauten Schlauchbooten unterwegs sind. Wir konnten erfahren, dass die Unterstützer von Mission Lifeline, die auf den „Missionen“ mitfahren, sowohl Medizinstudenten, Bundespolizisten, Seemänner, als auch Rentner sind. Bei Gefahr gilt folgende Priorität: erst muss die Crew gesichert sein, dann das Schiff, dann die Gäste. Ein sehr ergreifender Vortrag, der die Notwendigkeit der Hilfe für die geflüchteten Menschen wieder in die Aufmerksamkeit brachte.

 

Fabian Schütze: Direct To Customer Marketing

Fabian Schuetze - OTMR 2019
Fabian Schuetze bei OTMR 2019

In den Sessions des Tages wurde deutlich, wie stark auch hierzulande die Digitalisierung alte Geschäftsmodelle angreift und umwandelt, sich daraus aber neue Chancen ergeben. „Der klassische Musikmarkt, also der Verkauf von CDs oder Vinyl, ist nur noch rudimentär vorhanden“, erklärte Fabian Schuetze von der Leipziger Musik- und Vermarktungsagentur Golden Ticket. Als Konsequenz schließen die beiden führenden deutschen Elektronikmärkten bald ihre CD-Abteilungen. Spotify, Apple Music, Amazon Music und YouTube haben den Musikmarkt mit ihren Abomodellen übernommen, Amazon sei der letzte große Händler von physischen Tonträgern. „Ein Kampf gegen diese neuen Giganten ist für die kleinen Labels und Vermarkter nicht zu gewinnen“, weiß Fabian Schuetze. Viel wichtiger sei es, sich auf den einzelnen Plattformen auf die direkte digitale Vermarktung einzelner Künstler und Bands zum Kunden zu spezialisieren. „Ist dort eine gesunde Fanbasis aufgebaut, ist diese gern bereit, weit höhere Beträge als der Durchschnittshörer zu bezahlen. „Diese Edelfans sind durchaus geneigt, pro Jahr 500 bis 1000 Euro für ihr Hobby auszugeben - wenn sie dafür exklusiven Content von ihrem Star bekommen“, so der Musikmanager. Eine Strategie, die für andere Firmen in den Bereichen Kundengewinnung und -Bindung Vorbildcharakter haben kann.

Schreibt Frank Schmiedel in der LVZ.

 

Svenja Hintz: Spatial Computing

Svenja Hintz - OTMR 2019
Svenja Hintz bei OTMR 2019

Die Medienwissenschaftlerin und Online-Marketing-Expertin Svenja Hintz erläuterte in einer spannenden Session, wie der nächste Schritt im Digitalen Wandel verläuft: Von 2-D zu 3-D Welten. Wir sind umgeben von Technologieentwicklungen, die dafür eine Voraussetzung schaffen, man muss sich nur die Möglichkeiten von Smartphones dazu anschauen: Tiefensensoren auf Flächen, 3-D-Scan, Motion Capture, 360° Videos etc. Die Wahrnehmung der Welt wird durch Komplementär-Interfaces ergänzt, interpretiert und erweitert. Die Steuerung kann durch Text, Sprache, Körperbewegung, Gedanken stattfinden. Bereits existierende Anwendungsbereiche sind Internet Of Things, Virtual Reality, Mixed Reality, Augmented Reality. Svenja Hintze resümiert, dass wir aktuell vor allem über Potenziale für End-Consumer-Produkte in diesen Branchen reden: Unterhaltung, Bildung, Marketing. Dabei existieren spezifische Geschäftsanwendungen schon eine Weile in diesen Bereichen: Montage, Logistik, Medizin.

 

Tilo Barz: Mediathek vs Netflix

Tilo Barz - OTMR 2019
Tilo Barz bei OTMR 2019

Der Vortrag von Tilo Barz (Leiter Multimedia Hessischer Rundfunk) befasste sich mit der Veränderung der Medienlandschaft im Hinblick auf lineares Fernsehen, Streamingdiensten, Video-on-Demand und Mediatheken. Tilo analysierte, dass sich das Konsumverhalten stark verändert hat und die jüngere Generation von 14-29 Jahren nicht die gleiche Form des Medienkonsums wie die ältere Generation (65+) nutzt. Vor allem ist eine breite Zielgruppe im jüngeren Publikum dafür bekannt, nur noch vermindert lineares Fernsehen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk anzusehen bzw. Sendungen im öffentlich-rechtlichen Radio anzuhören. Stattdessen seien diese mehr auf Netflix und anderen Portalen wie Amazon, Spotify unterwegs, um Medieninhalte wie Serien, Filme, Musik etc. zu konsumieren.

Allerdings werden Mediatheken oder Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verstärkt von der Altersgruppe 14-29 genutzt, sofern sie auf öffentlich-rechtliche Medienangebote zurückgreifen sollten. Im Gegensatz dazu ist vor allem mit höherer Seniorität der Zuschauer bzw. Zuhörer zu erkennen, dass diese vor allem lineare Angebote wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder Radio zum Zeitpunkt der Sendeausstrahlung konsumieren und nicht so verstärkt wie die jüngere Zielgruppe im Nachgang auf Mediatheken und anderen Online-Angeboten zugreifen. So stellte Tilo auch dar, dass Sendungen, die noch für das lineare Fernsehen produziert wurden, nicht im gleichen Maße für das Internetpublikum geeignet seien. Zugleich seien rechtliche Hürden durch den Rundfunkstaatsvertrag auferlegt, wie z. B. die nur begrenzte Verfügbarkeit von Sendungen, Filmen oder Hörfunkangeboten.

Dies stellt eine Herausforderung dar, mit der die Öffentlich-Rechtlichen zu kämpfen haben. Im Vergleich zu privaten Anbietern, die ihre Medieninhalte gegen Entgelt bereitstellen, werden öffentlich-rechtliche Angebote eingeschränkt. Jedoch verfolgen die öffentlich-rechtlichen Medien einen Bildungs- und Grundversorgungsauftrag, welcher durch verschiedene Altersgruppen auch verschieden wahrgenommen wird. "Beides muss berücksichtigt werden, denn ohne Quote leidet auch die Qualität!" lautet das Fazit dieser Session.

 

Sabrina Kreyßig & Anastasia Fehlberg: Werben mit Künstlicher Intelligenz

Sabrina Kreyßig - OTMR 2019
Sabrina Kreyßig bei OTMR 2019

Sabrina Kreyßig und Anastasia Fehlberg von den Leipziger Klickkomplizen berichteten, dass die Digitalisierung auch vor den Pionieren der Branche nicht Halt mache. Im Bereich Online Marketing muss sich die vor zehn Jahren gegründete Agentur auf Veränderungen einstellen: „Facebook und Google sind seit Kurzem dazu übergegangen, Werbung mittels künstlicher Intelligenz automatisiert in ihren Angeboten zu platzieren“, erklärte Projektmanagerin Anastasia Fehlberg. Das war aber bislang das Butter-und-Brot-Geschäft vieler Digitalagenturen im B-2-B-Bereich, nun bricht es aber Stück für Stück weg. In den kommenden Jahren werde sich die Arbeit der Agenturen vom operativen Geschäft mit den Social Media-Plattformen deutlich mehr zur strategischen Entwicklungsarbeit für Kunden verschieben. „Google macht Schluss mit uns – aber wir können ja Freunde bleiben“, brachte Marketingmanagerin Sabrina Kreyßig die aktuellen Markttendenzen auf den Punkt.

Schreibt Frank Schmiedel in der LVZ.

 

Sascha Pallenberg: Kulturwandel in der Digitalen Transformation

Sascha Pallenberg - OTMR 2019
Sascha Pallenberg bei OTMR 2019

Sascha Pallenberg ist bekennender Freund der OTMR in Leipzig, er gehörte zu den wenigen, die sich bereits im August ein Early Bird Ticket sicherten. Als Verantwortlicher für nichts weniger als die Digitale Transformation bei Daimler Benz und die Tücken des damit einhergehenden Kulturwandels hat er sich für die diesjährige Session etwas Neues ausgedacht: Er verzichtete auf eine Powerpint-Präsentation und stürzte sich in einen sehr lustigen Monolog über neuartige Jobbezeichnungen und die Gründe, weshalb die digitale Transformation in Großkonzernen so schwierig ist.

Er berichtete von seinen bisherigen Tätigkeiten, u. a. aus einem Start-up, bevor er zum Daimler-Konzern ging: In Start-up lag zwischen Idee & Ausführung laut eigener Aussage „0,2 Sek.“ – bei Daimler mussten erst einmal 50 Leute, die mit ihm im „cc“-Feld in der E-Mail standen „abgeholt“ werden – er hasst dieses Wort. „Impulse für Veränderung werden im Konzern erst einmal mit externen Beratern und 1,5 kg Klebezetteln geteilt“. Dabei bemängelte er die fehlende Fehlerkultur in Deutschland – „Fuck-up-nights“ reichen nun mal nicht, sagt Sascha pointiert.

Dann erzählte er von einem Erlebnis, das sich zu Beginn seiner Tätigkeit für Daimler ereignete: Sascha ist Querdenker und auch im Konzern ein Novum. Da Daimler auch hin und wieder Besuch von Formel-1-Fahrern bekommt, in diesem Fall Valtteri Bottas, wurde er von einem Kollegen mit den Worten vorgestellt: „Hey, das ist Sascha – unser anderes Experiment“! Sascha riet dazu, Plattformen zu schaffen, auf denen alle über Innovation und Transformation kommunizieren können, z. B. gibt es bei Daimler den digitallifeday. Dabei sei es wichtig, von oben und extern auf Projekte zu schauen, deshalb war Saschas Voraussetzung, als ihm von Daimler der Job angeboten wurde, dass er in Taiwan wohnhaft bleiben darf.

Die Vertrauensarbeitszeit sei „die Säule der Zukunft“ und nicht die „Legebatterie von 9-17 Uhr“; hier muss seiner Ansicht nach ein Kulturwandel stattfinden, da manche in einer Stunde am Wochenende produktiver seien, als andere in zwei Tagen. Er selbst hat keine festen Arbeitszeiten, da sein Job darin besteht zu prüfen, wie die Company in der Welt wahrgenommen wird; dies macht er morgens direkt beim Aufstehen und das ist abends das Letzte, was er macht, bevor er zu Bett geht. Er plädiert dafür, manche Dinge „einfach zu machen“ und pragmatischer zu denken, ohne vorher zehn Schleifen der Prüfung voranzustellen. Seiner Ansicht nach werden die Ängste größer, wenn sich nichts wandelt.

Seine letzte Empfehlung an alle SessionteilnehmerInnen: „Positive Kritik schafft Inspiration“.

 

Mia Sari: Female Empowerment App "Just Juno"

Mia Sari - OTMR 2019
Mia Sari bei OTMR 2019

Mia Sari berichtete in ihrer eindrucksvollen Session von der Entwicklung ihre App Just Juno. Sie wuchs selbst als Mädchen im konservativen Indonesien auf. Dabei lernte sie vor allem das Rollenbild der Frau als Unterstützerin des Mannes kennen. Mit späteren Reisen ins Ausland konnte sie sich von den patriarchalen Strukturen emanzipieren und lernte dabei eine andere Welt kennen. Aufgrund dieses Prozesses möchte sie jetzt selbst Mädchen spielerisch dazu bringen, Geschlechterstereotype infrage zu stellen.

Fokus der Just Juno App sind weibliche Rollenvorbilder, die in multiple Choice Interaktionen Herausforderungen bewältigen müssen. Die App ist noch in der Entwicklung und sie sucht dafür aktiv TesterInnen. Der Austausch in der Session war davon geprägt, wie unterschiedlich und häufig Geschlechterstereotype auch in der westlichen Gesellschaft vorkommen.

 

Thomas Wagner: SEO ist Scheisse

Thomas Wagner - OTMR 2019
Thomas Wagner bei OTMR 2019

Thomas Wagner ist ein Urgestein bei der OTMR und seit der ersten Konferenz dabei, seine Session "SEO ist Scheiße" ist schon beinahe Kult. Besonders weil sie Expertentum mit einer sehr klaren Sprache verbindet. Er berichtete über zahlreiche SEO-Fails, z. B. der Website der Stadt Leipzig und des Landes Sachsen-Anhalt. Größtes Problem seiner Meinung nach: Häufig würden Websites gerelauncht, aber keine Back-ups gemacht - jeder Blick zurück läuft ins Leere.

Weitere Erkenntnis ist: beim Relaunch eines Online-Shops tue man gut daran, frühzeitig Experten zurate zu ziehen, die sich z. B. um die URL-Weiterleitung von Seiten kümmern, die nach dem Relaunch umbenannt sind; danach sei das Geschrei dann immer groß und es dauert ewig, bis man an Klickraten vor dem Relaunch rankommt. Ein weiteres Desaster sei der häufig falsche Backlink-Aufbau: „Links sind die Währung des Internets!“ - damit soll man vertrauensvoll umgehen.

Leider war dieses Jahr sein Kompagnon Nicky Hoff nicht mit von der SEO-Partie, wir freuen uns schon auf die Reunion 2020!

 

Thomas Kujawa: von Produkt- zu Personalmarketing

Thomas Kujawa - OTMR 2019
Thomas Kujawa bei OTMR 2019

Aus der Praxis der Fachkräfteallianz im Landkreis Meißen kamen starke Impulse beim Weg vom erfolgreichen Produkt- zum Personalmarketing erzählte Thomas Kujawa. Er erläuterte in seiner Session, wie er als Fachkräftesicherer diese gewonnenem Erkenntnisse in der unternehmerischen Praxis umsetzen lassen. In erster Linie legte dabei klassische Elemente des Produktmarketing auf das Personalmarketing um: Retention = Mitarbeiterbindung, Distribution = Einsatzfelder. Dabei illustrierte er anschaulich den Perspektivwechsel zwischen Human Resources und Marketing.

 

Steffen Jecke: Personal Brands auf LinkedIn

Steffen Jecke - OTMR 2019
Steffen Jecke bei OTMR 2019

Steve Jobs hat die Renaissance der Personal Brands mit seinen legendären Keynotes eingeläutet. Die Plattform LinkedIn ist nur die logische Fortsetzung dessen - sagt Steffen Jecke, Geschäftsführer von Projecter. Seine Hauptargumente: Einträge mit großer Reichweite für ein relevantes Zielpublikum sind möglich, es entsteht weniger Streuverluste auf einer B2B Plattform als B2C, Influencer werden zu Marken und Marken agieren wie Influencer.

Das von LinkedIn initiierte Top Voices Programm motiviert Nutzer, aktiv & konstruktiv auf der Plattform zu kommunizieren: Hab eine klare Story, kenn dich in einer Nische aus, kommentiere konstruktiv, schaffe Vertrauen durch Fachlichkeit, bleib Mensch und doziere weniger. Er macht diese vier Voraussetzungen aus, um beim Kommunizieren erfolgreich zu sein: talk about a) what you love, b) what you're good at, c) what the world needs und d) what you get paid for.

Typische Kategorien / mögliche Perspektiven sind: Branchen / Special Interest Leadership, Produkt / Dienstleistung wird zu Thought Leadership oder Strategy / Organisational Leadership. Wer sich jetzt fragt, ob das auch was für das eigene Unternehmen wäre, der sollte gut überlegen, welche Corporate Influencer ausgewählt werden sollen und wie diese ihr Profil schärfen können.

 

Michael Benz: Recruiting der Nichtsuchenden

Michael Benz - OTMR 2019
Publikum bei OTMR 2019

Wie erreichen Sie Kandidaten, die gar nicht suchen? 80 % aller Arbeitnehmer sind passiv wechselwillig, möchten aktiv angesprochen und umworben werden, sagt Michael Benz von whyapply: Aktiv Suchende 20 % vs 80 % passiv suchende Arbeitnehmer - so teilt sich der Markt auf. In seiner Session erklärt Michael Benz, was HR von Online Marketing lernen kann und warum ein „Weiter so“ im Recruiting nicht mehr funktioniert.

Was hat sich geändert? Die Ansprüche an eine Aktivierungsleistung: Sie muss spezifisches Interesse wecken, unterhaltsam sein UND Neugier machen. Kann das ihre Stellenanzeige? Die Lösung für enttäuschende Rückläufe sei die fachliche Herausforderung als aktive Aufgabenstellung. Denn: Wer wechselwillig ist, der ist meist gelangweilt und damit empfänglich für eine kognitive Nussknackerei.

Weitere Erkenntnisse sind: Überdurchschnittlich große Zustimmung zum Konzept bei suchenden Unternehmen; Aktivierung geschieht während der Arbeitszeit 10-17 Uhr, Interaktion abends & am Wochenende; vor der Aufgabenlösung kommt der Check des Unternehmens.

 

Petra Lukaschweski: nachhaltiger Teamaufbau

Petra Lukaschewski - OTMR 2019
Petra Lukaschewski bei OTMR 2019

Was ist das Rezept für einen nachhaltigen Teamaufbau? Neue Mitarbeiter zu integrieren kostet Zeit und Geld. In der Session von Kommunikationsberaterin Petra Lukaschewski sprach sie über Motivationsvoraussetzungen in Teams und weshalb Klarheit und Führung untrennbar sind, damit Teambuilding funktioniert.

Man kann nicht immer dasselbe tun und auf einen anderen Ausgang hoffen - logisch oder? Führung und Strategie bei der Teampflege und -aufbau ist erforderlich. Denn jeder weiß: Häufige Personalwechsel bedeuten stets Unruhe im Team. Die Investitionskosten für ein neues Teammitglied belaufen sich auf ca. 37.000 €. In der Anbahnung für die Mitarbeitersuche ist abzuwägen, ob die Stelle wegen Defizitbedürfnissen oder Wachstumsbedürfnissen besetzt werden soll.

Ihre fünf Recruiting Tipps sind: Die relevante Recruitingplattform für die jeweilige Branche auswählen. Für die Kandidatenvorauswahl einen Verantwortlichen bestimmen. 3 Frageperspektiven im Interview einnehmen: Qualifikation, Softskills, Werte. Darauf achten, welche Fragen die Kandidaten stellen. Nicht mehr als zwei Personen des Unternehmens am Gespräch teilnehmen lassen.

 

Tobias Loy: Authentische Markenentwicklung

Tobias Loy - OTMR 2019
Tobias Loy bei OTMR 2019

Tobias Loy gab in seiner Session über "Authentische Markenbildung" einen Überblick zu den strategischen Möglichkeiten in einem für Unternehmen sehr wichtigen Prozess. Sein provokatives Statement holte alle sofort ab: „Ein Neandertaler im Anzug ist immer noch ein Neandertaler“! Dass Marken Orientierung geben, war vielleicht schon vielen klar. Eine Marke als ein Produkt mit Persönlichkeit zu betrachten, das man nicht erfinden, sondern nur freilegen kann - das war sicher neu.

Damit wird der enge Zusammenhang von verantwortlichen Menschen im Unternehmen mit der Marke hergestellt: Ein identitätsbasierendes Markensystem ist authentisch. Damit kommt unmittelbar die Frage nach dem eigenen Charakter: Wenn deine Marke eine Person wäre, welchen Archetyp würde sie darstellen? Das spannende Quiz dazu wollen wir euch nicht vorenthalten: http://brands.tobiasloy.com/quiz/.

 

Peter Escher: Social Media Erfahrung mit Best Agern

Peter Escher - OTMR 2019
Peter Escher bei OTMR 2019

Peter Escher kann eine lange Karriere in den Medien, speziell im Fernsehen vorweisen - wer kennt nicht "Spur der Täter" im Mitteldeutschen Rundfunk? In seiner Session stellte er seine mediale Laufbahn vor und kam in einen intensiven Austausch mit den TeilnehmerInnen über sein neues Projekt Unfallhilfe im Osten "Pro Clienta", bei dem das Nutzerverhalten von Best-Agern mit Social Media Plattformen im Mittelpunkt stand.

 

Johannes Wobus: Marktforschung mit Geodaten und sozialen Milieus

Johannes Wobus (links) - OTMR 2019
Johannes Wobus und Tobias Loy bei OTMR 2019

Johannes Wobus stellte in seiner Session den analytischen Ansatz der Verknüpfung verschiedenster Datenströme zur Beantwortung von Marktforschungsfragen vor. Über große Mengen frei abrufbarer Informationen zum Beispiel der Instagram API, kann er inhaltliche Themen, die sich in Hashtags ausdrücken, mit Location ID's verbinden, wodurch sich wiederum strategische Marketing-Entscheidungen ableiten lassen. Werden diese Datenmengen beispielsweise mit Sozial-Milieu-Clustern in diesen Regionen abgeglichen, können zielgruppengenaue Informationen adressiert werden. Die Session war fachlich auf einem fortgeschrittenem Niveau, Johannes Wobus konnte sicher in einigen Gesprächen zwischen den Sessions noch zur weiteren Erhellung beitragen.

 

Monika Vo: Conversion Optimierung richtig gemacht

Monika Vo - OTMR 2019
Monika Vo bei OTMR 2019

Verkaufen im Web ist eine Kunst, nichts geht automatisch und "out of the box". 50 % der Magie findet "hinter der App" statt, sagt Monika Vo und meint damit, dass die visuelle, interaktive Nutzerführung nur die Hälfte der erfolgreichen Medaille für einen Abschluss im Internet ist. Der Angebotskontext spielt bei der Kaufentscheidung ebenso eine wichtige Rolle, wie optimal programmierte Gestaltungselemente und das Angebot selbst. Wer den ersten vertrauensvollen Eindruck nicht schafft, der holt diesen Rückstand auch nicht im kürzesten aller Abverkaufstunnel wieder ein.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für vertrauensbildende Kommunikation ist das Einbinden von Zufriedenheitserlebnissen - wenn sich diese nachvollziehbar in das Gesamterlebnis einfügen. Fazit: eine spannende und kenntnisreiche Session, die den Beteiligten nachhaltig die Augen geöffnet hat.

 

Alexander Hollstein: How To Affilliate Marketing

Alexander Hollstein - OTMR 2019
Alexander Hollstein bei OTMR 2019

Die entspannte Session von Alexander Hollstein zu Vorurteilen gegenüber Affiliate Marketing hat keinen relevanten Stichpunkt ausgelassen: ob mit der SUHR (schnell und hektisch reich) Methode, ausgeklügeltem Couponing oder Partnermarketing - Vermittlungsprovisionen zwischen "Publisher" und "Advertiser" funktionieren nur mit der richtigen Nachverfolgung der Vermittlung (Tracking).

Nicht jedes Provisions-Modell eignet sich für jeden Zweck: bei Cost-per-Click wird gezahlt, wenn bereits die Werbung angeklickt wurde - in der Hoffnung, dass die entsprechende Landingpage die restliche Überzeugungsarbeit leistet. Beim Cost-per-Lead Modell hinterlässt ein potenzieller Geschäftskunde seine Kontaktdaten für weitere Verkaufsgespräche. Das Cost-per-Order Modell schließlich setzt voraus, dass die Kundenreise komplett von der Werbung über das Shopping und Bezahlen erfolgt.

Wie die richtige Methodenauswahl in Zeiten von Voice Search und Augmented Reality Anwendungen funktionieren kann, fragten die Teilnehmer in der Diskussionsrunde - am besten mit einem Profi, antwortete Alexander Hollstein.

 

Tilman Herbrich: DSGVO Rundumschlag

Tilman Herbrich - OTMR 2019
Tilman Herbrich bei OTMR 2019

Unser Tilman Herbrich führte als Rechtsanwalt und Privacy Expert (CIPP/E) durch die DSGVO-Rundumschlagssession. Es gibt keine "unschuldige" Werbung im Internet mehr, es gibt nur graduelle Unterschiede im Targeting und Tracking der Nutzer und ihres Werbeverhaltens. Anschaulich erläuterte er den Weg von der Zielgruppenbestimmung, über die Prozesse bei der Versteigerung von Werbeflächen in Echtzeit bis zur Auslieferung und Nachverfolgung durch erhobene persönliche Datenprofile.

Wer ist "Verantwortlicher", wer ist "Auftragsverarbeiter", welche rechtlichen Folgen hat das Handeln dieser Rollen und wie verhält sich dies wiederum in geschlossenen, kommerziellen Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter? Diese und viele andere essenzielle Fragen aus der Welt der Datenschutz-Grundverordnung wurden teils heftig debattiert und zeigen, dass in reichlich 500 Tagen DSGVO noch immer tief greifender Informationsbedarf herrscht.

 

Thomas Busch & Jonas Kahl: Lösch- und Sperrpraxis in sozialen Netzwerken

Jonas Kahl - OTMR 2019
Jonas Kahl bei OTMR 2019

Die beiden Rechtsanwälte Thomas Busch und Dr. Jonas Kahl führen seit Langem einen andauernden Rechtsstreit für viele Mandanten, die Opfer der willkürlichen Lösch- und Sperrpraxis in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook geworden sind. Eine Kernfrage, mit der sich immer wieder die Gerichte beschäftigen müssen ist, ob eine Plattform wie Twitter nach Gutdünken eigene Nutzungsregeln aufstellen kann, oder ob Grundrechte wie die Meinungsfreiheit aus Art. 5 Abs. 1 GG mitberücksichtigen werden müssen.

Eine weitere Problematik in der Auseinandersetzung mit Sozialen Medien benennt Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Jonas Kahl: "Bedenklich ist, dass sich Soziale Netzwerke in solchen Verfahren regelmäßig darauf berufen, dass es Fehler bei der gerichtlichen Zustellung von Beschlüssen im Ausland gegeben habe. Zwar konnte Twitter im hiesigen Fall damit nicht durchdringen. Gleichwohl zeigt der Fall, wie wichtig es für Betroffene wäre, dass der Gesetzgeber im Rahmen der anstehenden Novellierung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) Soziale Netzwerke dazu verpflichtet, für sämtliche gerichtlichen Sachverhalte eine Zustellanschrift in Deutschland benennen zu müssen. Betroffene müssten dann nicht mehr den Umweg über Irland gehen. So ließen sich nicht nur Diskussion über eine wirksame Zustellung vermeiden, sondern gerichtliche Eilverfahren würden dadurch auch erheblich beschleunigt."

 

Abschluss OTMR 2019

Verabschiedung zu OTMR - Konferenz & Barcamp 2019
Verabschiedung OTMR 2019 mit Peter Hense, Jonas Kahl, Tilman Herbrich und Sabine Fuhrmann

Mit der Verabschiedung durch das Team von Spirit Legal geht die OTMR Konferenz & das Barcamp 2019 zu Ende. Beim traditionellen Get-together läuft der Tag entspannt aus. Wir sehen uns nächstes Jahr im gastfreundlichen IntercityHotel wieder!

 

Danke an Anne Schwerin für die tollen Fotos.

Robert & Team Spirit Legal

 

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